Portrait Elmar Wiesemann
Ich bin im März 1964 geboren. Mit 8 Jahren bekam ich von meinem Vater das erste Taschenmesser geschenkt. Er zeigte mir damals wie aus Rinde und Borke kleine Sachen geschnitzt werden können. Voller Begeisterung schnitzte ich fortan kleine Schiffchen. In der Schule machten mir neben dem Werkunterricht vor allem die Kunststunden Freude. Auch beim Fehlen von Malutensilien machte die Kreativität keinen Halt. In einer misslichen Lage kam ich auf die Idee, aus eigenen Haaren, einem Ast und Tesafilm einen Pinsel zu bauen. Eine Notlösung, die aufgrund des fehlenden Deckhaars heute nicht mehr möglich ist. Kurzum: Der Spaß am Arbeiten mit Holz und eine gewisse Kreativität wurden mir wohl in die Wiege gelegt.
Daher war für mich schnell klar, dass ich auch beruflich mit Holz arbeiten möchte. Eine Lehrstelle in einer Tischlerei musste her, in den Babyboomer-Jahren gar nicht so einfach.
Über Umwege klappte es dann aber doch noch. Ich begann die Ausbildung in einer Tischlerei in Höxter. Die Arbeit war schön aber zugleich auch anstrengend und hart. Als Ausgleich war für mich vor allem der Fußball sehr wichtig. Nach der Arbeit ging es viermal wöchentlich zum Training der B-Jugend des TuS Lüchtringen. Vereine wie der BVB, VfL Bochum und Wattenscheid 09 waren am Wochenende die Gegner. Insbesondere im Fußball habe ich gelernt, die Ziele ruhig etwas höher anzusetzen. Alle kochen nur mit Wasser und wer lange genug übt wird sein Ziel im Leben erreichen.
Mit 18 Jahren legte ich meine Gesellenprüfung ab. Ich baute einen zweiteiligen Vitrinenschrank aus massivem Kiefernholz, für den ich eine 1 bekam. Nach einem Jahr als Geselle musste es dann weitergehen. Über den zweiten Bildungsweg wollte ich mich für den Meister qualifizieren. Parallel richtete ich mir im Keller des Elternhauses eine Tischlerei ein, in der ich ständig zu tun hatte. Denn es gab immer Freunde, deren Wünsche es gegen kleines Geld zu erledigen galt. Damals schon immer aus richtigem Holz.
Statt den Meister im Handwerk zu machen habe ich mich dann doch entschlossen, noch zu studieren. Jedoch auch hier mit dem Fokus Holz. An der Hochschule Hildesheim schloss ich den Studiengang Holztechnik als Diplom-Ingenieur ab. Für mich eine wegweisende Zeit. In den folgenden Jahren arbeitete ich in diversen Führungspositionen in der Holz- und Möbelindustrie. Zumeist als Betriebsleiter oder Geschäftsführer. Ich habe Betriebe von der Pike aus kennengelernt, umstrukturiert und reorganisiert. Guten Lehrmeistern und Beratern hatte ich es zu verdanken, dass ich mich stets weiterentwickeln konnte.
Auch im eigenen Wohnumfeld durfte das Thema Holz natürlich nicht fehlen. Im Jahr 1998 haben wir in Steinheim-Bergheim ein Bioholzhaus gebaut. Alle Baustoffe waren ökologisch und nachhaltig. Die Toilettenspülung wurde mit Regenwasser gespeist, das Warmwasser über eine Solaranlage hergestellt und die Gebäudedämmung war für die damalige Zeit optimal. Diese Dinge sind 25 Jahre später zum Glück Standard. Natürlich habe ich auch im eigenen Haus eine Tischlerei eingerichtet. So konnten alle Möbel und Holzbauteile im Haus selbst hergestellt werden.
Im Jahr 2008 habe ich mir, zusammen mit meinem besten Freund, den Traum von einer eigenen Möbelfabrik verwirklicht. Wir haben eine alte Fabrik übernommen, umgebaut und bis 2017 betrieben. Selbstverständlich alles unter ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten. Tatsächlich waren die Träume aber besser als die harte Realität. Denn die Verbände, für die wir arbeiteten, hatten/haben eine Preispolitik, bei der Ostimporte aus Billiglohnländern das Maß der Dinge sind. Die Merkmale Qualität, Nachhaltigkeit und Ökologie, die ich mir auf die Fahne geschrieben hatte, hatten weniger Relevanz als der Preis.
Für einen noch günstigeren Preis wurden/werden Container mit chemiebedampften Möbeln, die beim Öffnen Kopfschmerzen verursachen, Tausende Kilometer aus Asien über See verschifft. Dagegen wollten wir mit der damaligen Fabrik und Vertriebsstruktur nicht ankämpfen und stellten den Betrieb still und leise ein.
Um weiter hochwertige Massivholzmöbel nach ökologischen Gesichtspunkten zu produzieren, habe ich eine kleine Tischlerei gebaut, mit der ich meine Mission fortführe.
Hochwertige Möbel aus heimischem Holz, zugeschnitten auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden.
Gerade in der jetzigen Zeit und für die Zukunft kann es nur der richtige Weg sein, regionale Produkte zu einem fairen Preis in dem Umlauf zu bringen.
So denke ich, das bin ich.